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Der Peruaner Jaime Tamayo absolviert seit Mitte Februar ein Praktikum in der Nachwuchsforschergruppe „Chemie der reaktiven Intermediate“ von Dr. Jonas Warneke. Für drei Monate bleibt der 29-Jährige in Leipzig. Die Reihe „Gesichter der Uni Leipzig“ stellt Menschen vor, die sich hinter unzähligen kleinen und großen Aufgabengebieten an der Universität verbergen – in der Forschung, in der Lehre, in der Universitätsverwaltung oder – so wie in dieser Folge – im Studium. Heute hat der internationale Gaststudent einige Fragen beantwortet.

The photo shows Jaime Tamayo (front right) with friends in his home country. They eat ceviche together, a typical Peruvian seafood dish made from raw fish.

Ein Projekt in diesem sehr speziellen Forschungsthema kann ich nur in Leipzig durchführen.

Name: Jaime Tamayo Ramos
Geboren am/in: 30. März 1994 in Cajamarca, Peru
Meine Heimat-Universität: Universidad Nacional Mayor de San Marcos in Lima
Fachbereich: Naturwissenschaften
Ich studiere: Chemie
An der Universität Leipzig bin ich zu Gast an der: Fakultät für Chemie und Mineralogie, Wilhelm-Ostwald-Institut für Physikalische und Theoretische Chemie, Nachwuchsforschergruppe „Chemie der reaktiven Intermediate“ (Dr. Jonas Warneke)
Mein Praktikum dauert von/bis: 13. Februar bis 10. Mai 2023

Herr Tamayo, was hat Sie zu Ihrem Praktikum an der Universität Leipzig bewogen?

Die Forschungsgruppe von Dr. Jonas Warneke ist spezialisiert auf die Chemie von molekularen Fragment-Ionen und deren Anwendung im „Ion soft-landing“. Das bietet einmalige Möglichkeiten für die Synthese von neuen und einzigartigen Verbindungen in Schichten auf Oberflächen. Ein Projekt in diesem sehr speziellen Forschungsthema kann ich nur in Leipzig durchführen. Gemeinsam mit zwei Doktoranden untersuche ich die Bindungsbildung zwischen Bor-Verbindungen mit polyedrischer Struktur, die im „Ion soft-landing“-Instrument hochreaktive Ionen bilden. Daraus ergeben sich interessante Erkenntnisse über die Reaktionsmechanismen hochreaktiver Ionen.

Was gefällt Ihnen an Ihrer aktuellen Tätigkeit am besten?

Die Möglichkeit, mit hochqualifizierten Doktoranden über Chemie zu diskutieren und neue Techniken zu erlernen.

Wie kam Ihr Kontakt zur Universität Leipzig zustande?

Ich bin über die Förderorganisation Research Experience for Peruvian Undergraduates (REPU) hier. Dank ihrer internationalen Vernetzung vermittelt sie peruanischen Studierenden Praktika an den renommiertesten Universitäten weltweit. Seitens Dr. Warneke gab es bereits Kontakt zur REPU. So hat sich die Möglichkeit meines Praktikums ergeben.

Was war das Schwierigste bei der Vorbereitung Ihres Aufenthalts in Deutschland?

Trotz meiner Förderung durch REPU war es ein langer Prozess, die Finanzierung zu bewerkstelligen. Ich musste viele Mitarbeitende meiner Heimatuniversität anschreiben und ihnen Fragen stellen.

Gibt es etwas, das Sie an Stadt Leipzig besonders mögen?

Es gibt mehrere Dinge. Aber am meisten gefällt mir das Verkehrssystem, weil es sehr gut vernetzt und sehr pünktlich ist. Außerdem ist es sicher, mit dem Fahrrad zu fahren – anders als in meiner Heimatstadt Lima.

Wo wohnen Sie in Leipzig und wie gefällt es Ihnen dort?

Ich wohne in der Nähe vom Stannebeinplatz in Schönefeld-Abtnaundorf. Es ist ein ruhiges Viertel. Zwei Blocks von meiner Wohnung entfernt gibt es einen Supermarkt, in dem ich normalerweise meine wöchentlichen Einkäufe erledige. Meine Wohnung liegt im vierten Stock, so kann ich von meinem Fenster aus die Bahngleise und eine Reihe von Gärten sehen, über denen die Schneeflocken bei Sonnenaufgang bis vor Kurzem eine Winterlandschaft gemalt haben, die ich aus meinem Heimatland nicht kenne. An sonnigen Tagen beobachte ich gern den flammenden Sonnenuntergang über Leipzig.

Können Sie uns etwas Typisches aus Ihrem Heimatland erzählen?

Peru ist ein Land in Südamerika und hat eine reiche Kultur mit vielen einzigartigen Traditionen und Bräuchen. Die peruanische Küche ist für ihre Vielfalt und ihren guten Geschmack bekannt. Eines der beliebtesten Gerichte ist Ceviche, ein Meeresfrüchtegericht aus rohem Fisch, der in Zitrus-Säften, wie Limette oder Zitrone, mariniert und mit Chilischoten und Zwiebeln gewürzt wird. Ceviche ist ein Grundnahrungsmittel und wird in der Regel mit Mais, Bananenchips und Süßkartoffeln serviert. Eine weitere typisch peruanische Spezialität ist der traditionelle Tanz Marinera, ein Paartanz, der seinen Ursprung in den Küstenregionen Perus hat und bei vielen Festen und Veranstaltungen aufgeführt wird. Marinera zeichnet sich durch seine eleganten und anmutigen Bewegungen und die farbenfrohe traditionelle Kleidung der Tänzer aus. Peru beherbergt auch viele archäologische Stätten, darunter auch eines der Sieben Weltwunder: Machu Picchu, eine alte Inkastadt, die auf einem Berg thront und von einer atemberaubenden Landschaft umgeben ist, darunter die Anden und der Amazonas-Regenwald.

zur Vergrößerungsansicht des Bildes: Jaime Tamayo (vorn rechts) mit Freunden zu Hause in Peru. Sie essen ceviche, ein typisch peruanisches Gericht aus rohem Fisch.
Jaime Tamayo (vorn rechts) mit Freunden zu Hause in Peru. Sie essen Ceviche, ein typisch peruanisches Gericht aus rohem Fisch. Foto: Privat

Was machen Sie gerne in Ihrer Freizeit?

Ich lese gern Science-Fiction-Literatur und besuche gern wissenschaftliche Veranstaltungen oder diskutiere in wissenschaftsbezogenen sozialen Netzwerken und Clubs zur Durchführung von Forschungsarbeiten in Bereichen, die mich interessieren. Ich mag es, die Natur zu erkunden, indem ich spazieren gehe und wissenschaftliche Phänomene in der natürlichen Welt beobachte. Darüber hinaus gehe ich auch gern anderen Interessen nach: wie Schwimmen, Musik hören, Kunst betrachten, neue Leute kennenlernen und Zeit mit Freunden oder der Familie verbringen, indem wir gemeinsam etwas trinken oder essen.

Was wollten Sie als Kind werden, wenn Sie erwachsen sind?

Als Kind habe ich gern mit meinen Klassenkameraden Fußball gespielt, und ich habe mir dabei keine Gedanken über die Zukunft gemacht. Ich erinnere mich jedoch, dass ich einen Atlas hatte, in dem es um die Sterne und den Weltraum ging. Ich habe viel Zeit damit verbracht, darin zu lesen. Man könnte sagen, dass ich seitdem eine gewisse Leidenschaft für die Wissenschaft verspüre, auch wenn ich mir damals sicher nicht vorstellen konnte, am Ende Chemiker zu werden.

Haben Sie ein Lebensmotto, das Ihnen durch schwierige Zeiten hilft?

Ja, in schwierigen Zeiten denke ich normalerweise, dass die menschliche Spezies sehr widerstandsfähig ist und dass jede Pechsträhne auch immer wieder endet. Ich muss einfach geduldig sein, weitergehen und durchhalten – auch wenn es langsam geht und auch wenn ich gerade keine Gründe oder Motivation dafür habe. Kurz gesagt: Um den Regenbogen zu sehen, muss man den Regen ertragen.

Vielen Dank.

Die Fragen stellte Katrin Henneberg

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Im Labor von Dr. Jonas Warneke (links) stehen vor der "Ion soft-landing"-Apparatur Sebastian Kawa (2.v.l.), Jaime Tamayo (3.v.l.) und Kay Antonio Behrend (rechts). Foto: Wilhelm-Ostwald-Institut für Physikalische und…

Universidad Nacional Mayor de San Marcos und Universität Leipzig revitalisieren Beziehungen in der Chemie

 

Seit 1999 existiert ein Kooperationsvertrag zwischen der Universidad Nacional Mayor de San Marcos (UNMSM) in Lima und der Universität Leipzig. Bis vor einigen Jahren herrschte auch im Fach Chemie ein lebendiger Austausch: „Dass nun ein Student der Universidad Nacional Mayor de San Marcos (UNMSM) bei uns ein Praktikum absolviert, koinzidiert mit der Revitalisierung der Beziehungen“, sagt Dr. Jonas Warneke.

 

Im September vergangenen Jahres hatten sich die Rektorinnen Eva Inés Obergfell und Jeri Gloria Ramón Ruffner de Vega gemeinsam mit weiteren Hochschulvertreter:innen über mögliche zukünftige Formen der Zusammenarbeit ausgetauscht. Ein konkretes Ergebnis war die Unterstützung der Leipziger Chemie bei einer derzeit noch laufenden DAAD-Bewerbung um die finanzielle Förderung einer 15-köpfigen Delegation von Studierenden der UNMSM an die Leipziger Universität.

 

„Für die Wissenschaft sind Kooperation und Austausch wichtig. Es ist uns deshalb ein Anliegen, auch Studierende außereuropäischer oder außeramerikanischer Universitäten an unserer Forschung und den damit verbundenen strukturellen Möglichkeiten an unserer Universität teilhaben zu lassen“, betont Warneke. Im Labor seiner Nachwuchsforschergruppe wird Jaime Tamayo von den Doktoranden Kay Antonio Behrend und Sebastian Kawa betreut. „Jaime soll während seiner Zeit bei uns ein solides Grundwissen in analytischer Massenspektrometrie erwerben und praktische Erfahrungen im Umgang mit Vakuumapparaturen – konkret mit unseren ,Ion soft-landing‘-Instrumenten – sammeln.“ Des Weiteren werde er im Bereich der Datenauswertung und -visualisierung unterstützt, um experimentell gemessene Daten optimal darstellen und präsentieren zu können. „Solche Austausche stellen eine einzigartige Möglichkeit dar, zur Ausbildung einer neue Generation von Wissenschaftlern auch in anderen Teilen der Welt beizutragen.“

 

Das passt auch zur Grundidee des peruanischen REPU-Programms. „Unsere Vision ist es, eine unterstützende und global vernetzte Gemeinschaft hochqualifizierter peruanischer MINT-Fachleute aufzubauen, die an verschiedenen Initiativen zur Förderung des wissenschaftlichen und technologischen Fortschritts in Peru mitarbeiten können“, sagt Dr. Daisy Unsihuay, die bei REPU die Abteilung Chemie leitet. Dort wurde Jaime für die Förderung ausgewählt, weil er „nicht nur hervorragende akademische Leistungen, sondern auch viel Enthusiasmus“ gezeigt habe, um seine Forschungsfähigkeiten zu erweitern. Dass das an der Universität Leipzig möglich ist, davon ist Daisy Unsihuay persönlich überzeugt. „Ich habe die Karriere von Jonas Warneke genau verfolgt“, erklärt sie. „Deswegen ist mir die erstklassige Forschung bekannt, die er in Leipzig betreibt. Sie scheint mir ein anregendes Umfeld für unsere Studierenden zu sein.“

Katrin Henneberg